Roots

15er_Flotte

Mit Jahrgang 33 ist der 15er der Junior der Meterklassen.
En 1933, le 15m² SNS est le dernier né des „classes métriques“.

Aufbruch eines Klassikers
Nach der Hochblüte der 15m² SNS-Klasse während den Jahren 1945 bis 1968 nahm die Schwärmerei für die traditionelle Rennyacht urplötzlich ein Ende. Neue Einheitsklassen aus Polyester, wie Soling und Yngling, kamen in Mode. Die 15m² SNS geriet in Vergessenheit. Heute, mehr als 40 Jahre später, erlebt diese Bootsklasse einen ungeahnten Aufschwung.
Nach einer langen Zeit der Vergessenheit befindet sich die in den dreissiger Jahren von Alfred Amiguet entworfene 15m² SNS-Klasse im Aufbruch. Neubauten entstehen, und das alte, klassische Regattasegeln bekommt neue Popularität. Zuerst aber ein Blick zurück auf die Geschichte der 15m² SNS-Klasse, deren Wiege am Lac Léman stand. (Die historischen Informationen basieren auf dem Bericht des bekannten Genfer Vermessers und Schiffshistorikers Noël Charmillot sowie auf Recherchen von Olivier Pillonel.)

Die Ursprünge
Die konzeptionellen Ursprünge der 15m² SNS gehen auf das Jahr 1906 zurück. Damals wurde in England die Meterklasse-Formel entwickelt, um einen Massstab festzulegen, nach welchem Yachten verschiedener Grösse in Regatten gegeneinander segeln konnten. Ähnlich dem heutigen Yardstick-System segelten 5-Meter-Rennyachten (5m-JI) gegen 6m-JI, 8m-JI, 10m-JI, 12m-JI bis zu 35m-JI, wobei den kleineren Meter-Rennyachten entsprechende Zeitgutschriften zugestanden wurden.
Da der Reiz des Regattierens darin liegt, sich mit gleich schnellen Booten zu messen, entwickelten sich grössere Felder von 5-, 6-, 8- und 12m-JI-Yachten. Hieraus entstanden die noch heute bekannten Meterklassen: 6er, 8er und 12er. Letztere beherrschten während Jahrzehnten den legendären America’s Cup. Der 5.5m-JI ist wohl ebenfalls als Meterklasse zu bezeichnen. Die 1949 von Charles Nicholson entwickelte Formel weicht jedoch in wesentlichen Punkten von der Formel für die klassischen 6m-JI und 8m-JI ab.

Am Lac Léman
Die Geburt der 15m² SNS (Série Nationale Suisse) als Bootsklasse, geht auf das Jahr 1933 zurück. Damals war auf den Schweizer Seen die Internationale Meter Klasse hauptsächlich mit 5m-JI, 6m-JI, und wenigen 8m-JI vertreten. Da die Internationale Meter Formel, Yachten mit sehr grossen Verdrängung/Länge Verhältnissen produziert, war dies ein Handicap für die auf den Schweizer Seen vorherrschenden Leichtwindverhältnisse. Zusätzlich erhöhte die große Verdrängung auch den Anschaffungspreis einer solchen Regattayacht. Anfangs der 30er Jahre war die Société Nautique de Genève (SNG) die treibende Kraft im Schweizerischen Segelsport. Nachdem sich mit den seinerzeit in Genf viel gesegelten 6.5m-Yachten einige schwere Unfälle ereignet hatten, beschloss die SNG, ein neues Klassenboot zu lancieren, welches sicherer und handlicher sein sollte.
Der Bootsingenieur Alfred Amiguet hatte soeben eine kleine Kielyacht für eine Frau Scherrer konstruiert und bei J. Oester in Rolle bauen lassen. Die Salem war 6 m lang, hatte eine Wasserlinie von 4 m Länge, 12 m² Segelfläche und schien den Wünschen und Vorstellungen der SNG weitgehend zu entsprechen. Amiguet wurde von der SNG mit der Salem nach Genf eingeladen, um den neuen Entwurf vorzustellen. Er schlug an den Test-Regatten im Sommer 1933 alle 15m²- und sogar 20m²-Rennjollen.
Nach dieser Überraschung trafen sich die Architekten A. Godinet, F. Camatte und A. Amiguet, um an Stelle einer Einheits- eine Konstruktions-Klasse zu gründen. Godinet schlug vor, die Klasse durch eine Vermessungsformel ähnlich der 5m-JI zu regeln, das Rating jedoch von 5 m auf 4 m zu reduzieren, um so ein Boot der gewünschten Grösse zu erhalten. Am 6. Oktober 1933 wurde durch die Herren Godinet, Camatte und Amiguet in einem Brief an die Sociéte Nautique Genève die neue Klasse vorgestellt. Damit war 1933 die Gründung der 15m² Serie Nationale Suisse (SNS) als Konstruktionsklasse erfolgt.

Die Formel
Die 15er-Formel basiert auf den Prinzipien der grossen m-Klassen, wie 12m, 8m und 6m, wobei die Endzahl 4m-JI resultiert und einige spezielle Beschränkungen eingehalten werden müssen:

  • maximal 7 m Länge über alles,
  • 1 m Tiefgang,
  • maximal 15 m² vermessene Segelfläche.

Basierend auf diesen Fakten, schufen die Renommierten Genfer Yachtdesigner Codinet, Camatte und Amiguet im Jahre 1933 eine neue Klasse, ähnlich der 5m-JI, aber mit dem Endresultat der Vermessungsformel 4m als neuen Rennwert. Weil die maximal zulässige vermessene Segelfläche auf 15 m² (effektiv ca. 21 m²) bemessen wurde , erhielt die Bootsklasse in der Folge die Bezeichnung 15m² SNS, kurz: 15er. Die 15m² SNS war geboren.
Sicherheit durch grosse Stabilität, Besatzung von zwei bis drei Mann und ein günstiger Preis wurden vom technischen Komitee für dieses Regattaboot verlangt. Nach Annahme der Klasse durch die SNG anno 1933 zeichnete Amiguet vier 15m² SNS-Risse, nach welchen in der Bootswerft Oester in Rolle innert zehn Jahren 30 verschiedene Boote gebaut wurden.
In der SNG waren damals die grossen 6m-JI-Yachten die dominierende Regatta-Klasse, doch die Experimente mit neuen Rissen dieser teuren Klasse wurden in den Krisenjahren uninteressant. Die neue 15m² SNS-Klasse eignete sich nun bestens als Nachfolgeboot. Bald gehörte es in der SNG zum guten Ton, laufend neue 15er-Yachten konstruieren zu lassen. Eine Anekdote aus jener Zeit besagt, dass ein junger Genfer Student seiner Grossmutter von einer neuen 15er-Yacht schwärmte. Diese liess sich dazu bewegen die Finanzen bereitzustellen und als der 15er dann im Hafen zur Inspektion durch die grosszügige Spenderin im Port Noir lag, erschien die Grossmutter mit dem Liegestuhl, damit sie die Jungfernfahrt standesgemäss auf dem Achterdeck begleiten könne.

Weiterentwicklung …
Um 1940 begann sich Henri Copponex mit dem 15m² SNS zu beschäftigen. Er verbesserte die Formel durch Präzisierungen betreffend Gewicht und Baustärken so geschickt, dass qualitativ hochwertige Yachten mit langer Lebensdauer resultierten. Von den 170 insgesamt gebauten 15ern sind heute noch 141 vorhanden. Henri Copponex hat sich derart stark für die 15er eingesetzt, dass er oft noch heute fälschlicherweise als Gründer der Klasse gefeiert wird. Auch andere Konstrukteure haben sich in der Folge der Klasse angenommen und elegante, erfolgreiche und schnelle Boote entwickelt:

… und kein Ende
Die Klassenvereinigung hat es seither immer wieder verstanden, unter Anhörung von Kennern und dynamischen Yachtdesignern die Klassenvorschriften nachzuführen. Deshalb können heute 15er in modernster Bauweise (laminierte Holzschalen, GFK-Schalen, Alumasten, Rollfocks etc.) hergestellt werden. Erstaunlicherweise wurden dabei die alten Risse nicht deklassiert, sofern diese durch Änderungen wie separates Spatenruder, 7/8 Takelung (früher ¾), Aluminium-Rigg und Rollfock modernisiert resp. aufgerüstet wurden.
Seit Beginn der 80er Jahre steigt das Interesse in Schweizer Seglerkreisen für die 15m² SNS konstant an. Noch erreicht die Teilnehmerzahl an den Klassenregatten auf dem Genfersee nur selten den Stand der 50er Jahre, doch es ist eine stark steigende Tendenz festzustellen. An der Klassenmeisterschaft von 1994 in Cully konnte mit 25 Teilnehmern fast wieder an den ehemaligen Erfolg angeschlossen werden, und an der Klassenmeisterschaft von 1996 in Rolle waren wiederum 23 Boote am Start.

Die Deutschschweiz
Bis 1994 war die Regatta-Aktivität der 15m² SNS fast ausschliesslich auf den Genfersee beschränkt. Obwohl sich die besten und neuesten Boote in der Deutschschweiz befinden, hauptsächlich auf dem Vierwaldstättersee, war es in der Deutschschweiz nicht möglich, Klassenregattas zu organisieren. Seit 1996 hat sich dies jedoch geändert, und ab 1997 wurden nicht nur auf dem Vierwaldstättersee, sondern auch erstmals seit langem auch auf dem Zürichsee Klassenregatten durchgeführt.
Seit kurzem regt sich auch am Boden- und Neuenburgersee Interesse, und es bleibt zu hoffen, dass auch auf diesen Seen regelmässig Regatten durchgeführt werden können.

Aufbruchstimmung
Liebhaber von Holzbooten und Regatta-Segler, die klassische Boote vorziehen, interessieren sich immer mehr für diesen Schiffstyp. Deshalb sinkt zurzeit die Zahl der zum Verkauf angebotenen 15m² SNS. Occasionen sind selten, und es ist langsam, aber sicher ein Privileg, eine 15m² SNS zu besitzen.


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